Refertilisierung beim Mann sehr Erfolg versprechend
Mehr als 30.000 Männer lassen sich jedes Jahr in Deutschland sterilisieren. Sechseinhalb Prozent der Männer möchte den Eingriff jedoch wieder rückgängig machen. Der Grund dafür ist meist ein Kinderwunsch in einer neuen Partnerschaft. Dank hochmoderner mikrochirurgischer Techniken ist es heute möglich, die durchtrennten Samenleiter wieder zu verbinden und damit die Zeugungsfähigkeit wiederherzustellen. Den Vorgang bezeichnet man als Vasovasostomie (Refertilisation oder Refertilisierung).
„Grundsätzlich kann jeder Mann, der nach vorangegangener Sterilisation einen erneuten Kinderwunsch hegt, eine Vasovasostomie durchführen lassen“, erklärt Dr. Stephan Neubauer, Urologe in der Klinik am Ring in Köln. Ob der Eingriff Erfolg hat, hängt im Wesentlichen davon ab, wie lange die Sterilisation (Vasektomie) zurück liegt. In den ersten drei Jahren nach Sterilisation ist die Erfolgsquote einer Refertilisierung mit über 90 Prozent sehr hoch. Die Chance wieder fruchtbar zu werden, nimmt dann jedoch sukzessive ab, bis sie nach 10 bis 15 Jahren nur noch 70 Prozent beträgt.
Besteht der Wunsch auf eine Refertilisierung, wägen Arzt und Patient im Vorfeld den Nutzen eines solchen Eingriffs gemeinsam ab. Dazu macht sich der Urologe in einer Untersuchung ein genaues Bild vom Zustand der Samenleiter nach der zurückliegenden Sterilisation. „In seltenen Fällen kann es nach der Sterilisation zu Vernarbungen im Nebenhodenbereich oder zu einer Schrumpfung des Hodengewebes kommen“, erklärt Dr. Neubauer. In einem solchen Fall wird von einer Vasovasostomie abgeraten. Der Urologe empfiehlt außerdem vor der geplanten OP abzuklären, ob die Partnerin empfängnisfähig ist, da die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft natürlich auch von den Voraussetzungen der Partnerin abhängt.
Operation erfordert viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl
„Ziel der Vasosvasostomie ist es, die bei der vorangegangenen Sterilisation durchtrennten Samenleiter wieder zu verbinden und durchgängig zu machen“, erklärt Dr. Neubauer. Der Eingriff findet in der Regel unter Vollnarkose statt und dauert etwa zwei Stunden. Ein stationärer Aufenthalt ist meist nicht notwendig.
Das Prinzip ist einfach: In einem ersten Schritt wird der Hodensack durch zwei kleine Hautschnitte geöffnet und die Samenleiter freigelegt. Die Samenleiter werden angeschnitten und das Narbengewebe entfernt. Dabei tritt aus den Enden der Samenleiter Spermaflüssigkeit aus, die aufgefangen und noch während der OP unter dem Mikroskop auf funktionsfähigen Spermien hin überprüft wird. Gleichzeitig wird der untere Teil des Samenleiters mittels Kochsalzlösung auf seine Durchgängigkeit geprüft. Anschließend werden die Samenleiter mit sehr feinen mit bloßem Auge nicht sichtbaren Nähten und einer speziellen mehrschichtigen Nahttechnik unter einem stark vergrößernden Operationsmikroskop wieder miteinander verbunden. Danach werden nur noch die Hautschnitte am Hodensack vernäht. Die Hautfäden lösen sich nach einiger Zeit von selbst auf. Zurück bleiben zwei unauffällige Narben. Schon wenige Stunden nach der Operation können die Patienten in der Regel wieder nach Hause entlassen werden.
Die Vasovasostomie (Refertilisation oder Refertilisierung) ist ein kompliziertes mikrochirurgisches Verfahren, das vom Operateur sehr viel Fingerspitzengefühl und Operationsgeschick verlangt. Der Eingriff wird auf Grund der sehr kleinen Strukturen - die innere Schleimhautschicht umschließt eine Öffnung von nur 0,5 Millimeter Durchmesser – mit einem speziellen Operationsmikroskop durchgeführt. „Dies ermöglicht uns beim Zusammennähen der Samenleiter besonders präzise zu arbeiten“, erläutert der Kölner Urologe.
Nach ungefähr vier Wochen erfolgt die Probe aufs Exempel: Zum ersten Mal überprüft der Urologe anhand eines Spermiogramms den Erfolg des Eingriffs. „Befinden sich in dem Ejakulat funktionsfähige Spermien, ist dies ein Beweis für die Durchgängigkeit der Samenleiter“, erläutert Dr. Neubauer. Jetzt ist nur noch Geduld gefragt: In der Regel dauert es 6 bis 12 Monate, bis mit einer Schwangerschaft gerechnet werden kann.