Schultereckgelenk - Verletzung / Tossy Verletzung / AC-Gelenk Sprengung / Schulter Operation
Schultereckgelenk- (oder AC-Gelenk-) Verletzungen entstehen häufig durch einen Sturz auf die Schulter. Das Röntgenbild zeigt: Es ist zwar nichts gebrochen, es besteht aber eine Schultereckgelenk-"Sprengung". Was ist darunter zu verstehen? Wie sieht die beste Behandlung aus?
Wie ist das Schultereckgelenk aufgebaut und was passiert bei seiner Verletzung?
Das Schultereckgelenk (Acromioclaviculargelenk; AC-Gelenk) ist die gelenkige Verbindung zwischen dem äußeren Ende des Schlüsselbeins (Clavicula) mit dem Schulterdach (Acromion), zwischen dessen Knorpelflächen sich als Puffer eine Bandscheibe, ein so genannter „Discus“ befindet. Das sehr straffe Gelenk ist von einer kräftigen Gelenkkapsel umgeben. Es wird zusätzlich durch weitere Bänder, die coracoclaviculären Bänder stabilisiert. Bei einer Verletzung des Schultereckgelenks kommt es, je nach Ausmaß der Gewalteinwirkung, zur Überdehnung oder Zerreißung eines oder mehrerer der Stabilisierungsbänder. Die Verletzung kann nach dem Ausmaß der Bandverletzung und der Fehlstellung des äußeren Endes des Schlüsselbeims in unterschiedliche Grade nach Tossy (I-III) oder nach Rockwood (I-VI) eingeteilt werden. Dabei bedeutet Grad-I die leichteste Verletzung.
Was sind die Symptome einer Schultereckgelenk Sprengung?
Der Verletzte klagt in der Regel über Schmerzen, die besonders bei Bewegungen des Armes verstärkt werden. Meist besteht eine typische Schonhaltung, bei der der verletzte Arm von der Hand des gesunden Armes gestützt wird. Neben einer umschriebenen Schwellung in der Schulterregion ist gegebenenfalls ein so genannter Hochstand des äußeren Endes des Schlüsselbeins durch die Haut zu erkennen, evtl. auch eine Verlagerung nach hinten.
Wichtige Sofortmaßnahmen nach Schultereckgelenk Verletzung!
Zur Sofortversorgung gehört es, den Arm in einer Bandage oder Schlinge vor dem Bauch zu stabilisieren, wodurch die meist starken Schmerzen rasch gelindert werden. Wie bei jeder akuten Verletzung können durch die Auflage eines Eisbeutels eine stärkere Gewebeschwellung und somit auch Schmerzen verringert werden.
Wie wird eine Verletzung des Schultergelenks diagnostiziert?
Zur Diagnosestellung gehört neben der Erörterung des Unfallmechanismus eine genaue Untersuchung der Schulter. Zusätzlich ist meist eine Röntgenuntersuchung erforderlich, um einen eventuellen Knochenbruch auszuschließen. Eine bessere Aussage über den Schweregrad der Bandverletzung (Tossy I-III bzw. Rockwood I-IV) erhält der Arzt durch so genannte Belastungsaufnahmen im Seitenvergleich beider Gelenke. Das Ausmaß des Hochstandes des Schlüsselbeins unter Zugbelastung ist ein direktes Maß für den Schweregrad der Verletzung. Alternativ kann durch Ultraschall die Instabilität des verletzten Gelenks überprüft werden oder durch eine Kernspin Untersuchung (MRT) die verletzten Bandstrukturen identifiziert werden.
Wie sieht die beste Behandlung der Schultereckgelenk-Verletzung aus?
Leichtere Verletzungen des Schultereckgelenks (Schweregrade I und II) sollten konservativ, d.h. ohne Operation behandelt werden. Dabei erfolgt zunächst die Ruhigstellung des Gelenks mit einem stützenden Verband bis zum Nachlassen der Schmerzen. Eis, Salben und gegebenenfalls abschwellenden Medikamenten (z.B. Diclofenac, Ibuprofen) sollten anfangs zusätzlich eingesetzt werden. Physiotherapie kann den Heilungsprozess unterstützen. Bei vollständiger Zerreißung aller Bänder (Grad-III und höher) gibt es derzeit keine einheitliche Behandlungsempfehlung. Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Behandlungsverfahren müssen individuell beurteilt werden.
Wann sollte eine Schultereckgelenk Verletzung operiert werden und wann nicht?
Die anatomiegerechte Wiederherstellung der Gelenkstrukturen ist bei jungen, körperlich aktiven Menschen großzügiger anzustreben, da ansonsten die Funktion der Schulter eingeschränkt bleiben kann. Auch die Entwicklung eines vorzeitigen Gelenkverschleißes (Arthrose) im Schultereckgelenk wird diskutiert. Nicht zuletzt muss auch der kosmetische Aspekt berücksichtigt werden. Häufig wird ein deutlich hoch stehendes Schlüsselbein als störend empfunden. Ob eine Operation bei einer höhergradigen Verletzung (Tossy III, Rockwood III – IV) anzuraten ist, vom Einzelfall abhängig und sollte unbedingt mit einem Schulterspezialisten besprochen werden.
Wie sieht die Operation der Schultereckgelenksverletzung der Schulter aus?
Bei einer Operation werden die verschobenen Gelenkanteile zunächst eingerichtet. Danach muss das Gelenk vorübergehend stabilisiert werden. Ziel der Operation ist eine präzise anatomische Wiederherstellung der Schulterstrukturen.
Früher geschah dies über eine offene Operation mit einer Platte, Drähten oder bioresorbierbaren Kordeln. Diese Techniken hatten z.T. erhebliche Nachteile, u.a. eine notwendige zweite OP zur Entfernung der Implantate und eine große Narbe. Heute sind Schulterspezialisten in der Lage eine Stabilisierungs-Operation minimal-invasiv, d.h. arthroskopisch durch zu führen. Innerhalb der ersten zwei Wochen (Akutphase) nach einer Verletzung besteht die Möglichkeit der inneren Fixierung mittels zweier arthroskopisch eingebrachter Nahtsysteme (Tight Rope; Fa. Arthrex), die ein Heilen der verletzten Bandstrukturen ermöglicht. Es ist also wichtig, eine schnelle und genaue Diagnostik innerhalb der ersten Woche durchzuführen, damit diese äußerst effektive Methode zum Einsatz kommen kann.
Bereits nach zwei Wochen handelt es sich bei der Schultereckgelenkssprengung um eine chronische Verletzung. Die verletzten Bänder können nicht ausreichend heilen. Aus diesem Grund wird bei länger als zwei Wochen zurückliegenden Verletzungen eine körpereigene Sehne zur Rekonstruktion der Bandstrukturen verwendet (analog der Kreuzbandchirurgie). Auch dies wird arthroskopisch gestützt minimal invasiv durchgeführt.
Falls die Schäden auf die knöchernen Strukturen (Schlüsselbein) ausgedehnt sind, wird eine zusätzliche Stabilisation mit einer Platte durchgeführt.
Wie sieht die Nachbehandlung der Schultereckgelenk-Verletzung aus?
Bei leichten Verletzungen (Tossy I-II, Rockwood I-II) kann mit nachlassendem Schmerz wieder mit dem Training begonnen werden, sofern die betriebene Sportart die betroffene Schulter nicht beansprucht. Bei mittelstarken Verletzungen des Schultereckgelenks beträgt die empfohlene Sportpause meist 5–6 Wochen, um ein Heilen der teilverletzten Bänder zu ermöglichen. Die konsequente Durchführung der Physiotherapie kann den Rehabilitationsprozess entscheidend unterstützen. Bei stärkeren Verletzungen (Tossy III, Rockwood III und höher) sind bei nicht operativer Therapie eher vergleichsweise kürzere Entlastungsphasen von 3–4 Wochen, nämlich nur bis zur Schmerzfreiheit notwendig. Dies gilt, weil keine eigentliche Heilung der verletzten Bänder und Gelenkkapsel zu erwarten ist.
Wurde eine Verletzung operativ behandelt, wird die Schulter für ca. 2 Wochen in einer Funktionsbandage geschützt. Eine frühzeitig einsetzende Physiotherapie soll den Heilungsverlauf unterstützen und zu einer guten Beweglichkeit der Schulter beitragen. Für ca. 8-10 Wochen sollen Tätigkeiten über Schulterhöhe gemieden werden. Risikosportarten sollten für 4 - 6 Monate gemieden werden.
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