Osteoporose – Frühzeitig erkennen und behandeln
Knochenschwund? Witwenbuckel? Was früher gemeinhin als Alte-Frauen-Krankheit galt, ist inzwischen weit verbreitet. Rund acht Millionen Menschen in Deutschland leiden an Osteoporose; darunter ein Drittel Männer. Die Erkrankung bleibt bei vielen lange Zeit unentdeckt. Dabei sollte die Therapie frühzeitig beginnen, um Folgeschäden zu vermeiden.
Was ist Osteoporose?
Knochen sind keine statischen Strukturen sondern lebendige Gebilde, die einer permanenten Dynamik unterworfen sind. Nur durch ein fein abgestimmtes Zusammenspiel zwischen knochenaufbauenden und -abbauenden Zellen können sie den täglichen Anforderungen standhalten. Im Alter kommt es zunehmend zu einem Verlust der Knochendichte. Dies ist ein ganz natürlicher Vorgang. Bei Menschen, die an Osteoporose erkrankt sind, ist das Gleichgewicht jedoch gestört und der Knochenabbau beschleunigt. Das hat zur Folge, dass die Knochen im Krankheitsverlauf porös und brüchig werden. Sie verlieren ihre Festigkeit und Stabilität, so dass es schon bei alltäglichen Belastungen oder leichten Stürzen zu Knochenbrüchen (Frakturen) oder einem Wirbelbruch kommen kann. Im späten Stadium kann sogar starkes Husten oder Niesen eine Fraktur auslösen. Die daraus resultierenden chronischen Schmerzen schränken die Beweglichkeit ein und beeinträchtigen in fortgeschrittenem Stadium die Lebensqualität der Betroffenen massiv.
Wenn es infolge der Osteoporose bereits zu einem Knochenbruch gekommen ist, spricht man auch von einer „manifesten“ Osteoporose. Der Fachbegriff „Osteopenie“ bezeichnet eine Vorstufe der Osteoporose, bei der bereits eine erniedrigte Knochendichte vorliegt.
Ursachen und Risikofaktoren
Bei der Osteoporose wird zwischen der primären und sekundären Form unterschieden. Die primäre Osteoporose macht ca. 95 Prozent aus und tritt ohne erkennbare Ursache auf. Allerdings weiß man, dass bestimmte Risikofaktoren den Abbau von Knochengewebe begünstigen. Dazu gehören in erster Linie das Alter und damit verbunden die Abnahme der weiblichen bzw. männlichen Geschlechtshormone (Östrogen und Testosteron). Besonders häufig tritt die Erkrankung daher bei Frauen nach den Wechseljahren auf (postmenopausale Osteoporose). Bei Männern begünstigt die Abnahme des Testosteronspiegels im Alter ebenfalls das Auftreten der Osteoporose. Ein ungesunder Lebensstil mit erhöhtem Alkohol- und Nikotinkonsum, Bewegungsmangel und falscher Ernährung begünstigt ebenfalls den Knochenschwund.
Die sekundäre Osteoporose entsteht als Folge verschiedener Erkrankungen mit Störungen des Stoffwechsels oder des Hormonhaushalts. Dazu gehören u.a. Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion oder chronisch-entzündliche Erkrankungen, Blutarmut und Nierenfunktionsstörungen. Aber auch Medikamente wie „Kortison“ oder ein ausgeprägter Nährstoffmangel können eine sekundäre Osteoporose auslösen.
Symptome und Folgen der Osteoporose
Osteoporose wird auch als der „stille Dieb am Knochen“ bezeichnet, da sich der Abbau der Knochensubstanz meist schleichend entwickelt und lange Zeit ohne spürbare Symptome bleibt. Manchmal vergehen mehr als 10 Jahre, bis die Diagnose gestellt wird. Hellhörig sollte man immer werden, wenn Knochen- oder Wirbelbrüche als Folge von Bagatellverletzungen oder sogar ohne erkennbaren Grund aufgetreten sind. Häufig betroffen sind hüftnahe Brüche (Oberschenkelhalsbruch), Brüche des Ober- und Unterarms oder Wirbelkörperfrakturen.
Sichtbare äußere Anzeichen entstehen erst, wenn bereits ein oder mehrere Wirbel in sich zusammengesackt sind. Die Betroffenen verlieren an Körpergröße, der Becken-Rippen-Abstand reduziert sichum die Hälfte und es entsteht der charakteristische Rundrücken (Witwenbuckel). Ist der Knochenschwund bereits weiter fortgeschritten berichten Betroffene häufig auch über anhaltende, stechende Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen als Folge der statischen Veränderung im Bereich der Wirbelsäule und daraus resultierenden Muskelverspannungen. Auch die Atmungsfunktion kann infolge des Rundrückens gestört sein.
Diagnose der Osteoporose
Schon beim kleinsten Verdacht auf Osteoporose sollte umgehend ein Spezialist aufgesucht werden. Die Diagnose umfasst eine gründliche Befragung des Patienten (Anamnese) und seiner familiären Vorgeschichte, eine körperliche Untersuchung sowie verschiedene Labor-Untersuchungen. Die Knochendichtemessung ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Osteoporose-Diagnostik.
Knochendichtemessung
Bei der Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) wird die Mineraldichte des Knochens ermittelt. Sie gibt Auskunft über Struktur und Festigkeit des Knochens und bestimmt dadurch das Frakturrisiko. Es gibt verschiedenen Methoden zur Knochendichtemessung, wobei die s.g. Duale Röntgen-Densitometrie (DXA) die genaueste Methode ist. Dabei werden so genannte T-Werte ermittelt. Liegen diese für die jeweilige Altersgruppe 2,5 Einheiten unter der Norm, liegt eine Osteoporose vor.
Um eine unbemerkte Wirbelkörperfraktur auszuschließen, sollte darüber hinaus eine Röntgenuntersuchung von Brust- und Lendenwirbelsäule veranlasst werden.
Therapie der Osteoporose
Ziel der Behandlung ist es, den beschleunigten Knochenabbau zu hemmen und somit weitere mögliche Frakturen zu vermeiden. Dabei trägt eine frühzeitige Behandlung entscheidend dazu bei, Knochen- und Wirbelkörperbrüche zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern.
Basistherapie: Knochengesunde Ernährung und ausreichend Bewegung
Die Basistherapie bei Osteoporose besteht immer aus einer ausreichenden Versorgung mit Calcium und Vitamin D. Kann die Versorgung über die Ernährung bzw. Sonnenexposition nicht sichergestellt werden, wird die zusätzliche Gabe entsprechender Präparate empfohlen. Doch nicht nur Kalzium ist für die Knochen wichtig. Es gibt viele weitere Nährstoffe wie zum Beispiel Vitamin K, Vitamin C, Folsäure, Magnesium oder Zink, die ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Es empfiehlt sich daher eine möglichst ausgewogene Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse, Fisch und Getreide. Nahrungs- und Genussmittel, welche die Knochensubstanz schädigen, wie Alkohol und Nikotin, aber auch phosphat- und oxalathaltige Lebensmittel (Cola-Getränke, Schmelzkäse, Konserven und Wurstwaren) sollten stark eingeschränkt oder vermieden werden.
Genauso wichtig für die Knochengesundheit ist die regelmäßige Bewegung, gezieltes Muskelaufbautraining sowie Gleichgewichtstraining, um das Sturzrisiko zu reduzieren.
Spezielle Osteoporose-Medikamente
Bei einem hohen Risiko für Knochenbrüche wird darüber hinaus eine Behandlung mit speziellen Osteoporose-Medikamenten empfohlen, die den Knochenabbau bremsen bzw. den Knochenaufbau fördern. Am häufigsten werden Bisphosphonate eingesetzt, die einem weiteren Knochenabbau entgegen wirken, indem sie die Aktivität der knochenabbauende Zellen bremsen. Im Gegensatz dazu kann durch eine Behandlung mit Parathormon ein knochenaufbauender Effekt erzielt werden.
Konservative Therapie oder OP bei Wirbelfrakturen?
Wann immer möglich sollte ein Wirbelbruch als Folge der Osteoporose konservativ behandelt werden. Die konservative Behandlung sieht eine ausreichende Dämpfung der Schmerzen durch Schmerzmittel und eine schonende schrittweise Mobilisation unter Beachtung rückenschonenden Verhaltens vor. Unter Umständen ist ein stabilisierendes und aufrichtendes Korsett sehr nützlich. Mit Röntgenverlaufskontrollen wird überprüft, ob der Wirbelbruch unter der Behandlung ausheilt, oder ob es zu einer Nachsinterung mit Zunahme der resultierenden Fehlstellung gekommen ist.
Wenn trotz der Medikamente eine Mobilisation des Patienten schmerzbedingt nicht erfolgen kann, ist eine Operation sinnvoll. Dabei werden zwei Verfahren unterschieden:
Kyphoplastie
Die Kyphoplastie ist ein recht risikoarmes Verfahren, um den Wirbelkörper zu stabilisieren und so den Schmerz zu bekämpfen. Dabei werden über zwei kleine Hautschnitte zwei Ballons in den Wirbelkörper eingebracht und schrittweise mit Kontrastmittel gefüllt. Auf diese Weise kann der Wirbel etwas aufgerichtet werden und der Knochen im Inneren des Wirbels wird um den Ballon herum zusammengedrückt und „verdichtet“. Dann lässt man den Ballon wieder zusammenfallen und entfernt ihn. Der entstandene Hohlraum wird mit flüssigem Knochenzement gefüllt, der innerhalb weniger Minuten aushärtet. Auf diese Weise kann der Wirbelbruch aufgerichtet und stabilisiert werden und die durch den Bruch hervorgerufenen Schmerzen lassen schnell nach. Nun kann der Betroffene viel leichter mobilisiert werden.
Vertebroplastie
Die Vertebroplastie ist die Vorläufer-Methode der Kyphoplastie. Bei einer Vertebroplastie-OP wird nach der Lagerung des Patienten sofort der Zement in den kollabierten Wirbelkörper eingebracht. Es findet im Gegensatz zur Kyphoplastie keine Aufrichtung mit Hilfe eines Ballons statt. Das Risiko eines Zement-Paravasates ist dadurch etwas erhöht.
Bei osteoporotischen Wirbelbrüchen kann zusätzlich minimal-invasiv, d.h. über kleine Inzisionen eine Schrauben-Stab-Kombination eingebracht werden, welche von hinten den Wirbelbruch wie ein Gerüst aufrichtet und abstützt. Die minimal-invasive OP-Technik verringert das Operationstrauma und erleichtert dadurch die spätere Mobilisation des meist betagten Patienten
Osteoporose – Weitere Informationen?
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