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Die 10 größten Rücken-Irrtümer: Was stimmt denn nun wirklich?

Was stimmt denn nun wirklich?

Um kaum eine Erkrankung ranken sich so viele Mythen und Irrtümer wie um den Rückenschmerz. Empfehlungen und Ratschläge sind oft sogar widersprüchlich und verunsichern die Patienten. Der Wirbelsäulenchirurg Dr. Timmo Koy klärt über die größten Missverständnisse auf.

 

 

Irrtum 1: Bei Rückenschmerzen sollte man sich schonen

Um die Schmerzen nicht noch weiter zu provozieren, versuchen Betroffene meist ihren Rücken weniger zu belasten. Was erst einmal gut gemeint ist, bewirkt in der Regel das Gegenteil. Die besten Chancen, Rückenschmerzen schnell wieder loszuwerden haben dagegen Patienten, die sich weiterhin moderat bewegen und kurzfristig Schmerzmittel einnehmen. Gezielte Gymnastik und Entspannungstechniken helfen darüber hinaus Verspannungen zu lösen und die Muskulatur zu stärken.

Irrtum 2: Meist steckt ein Bandscheibenvorfall hinter den Rückenschmerzen

Ein Bandscheibenvorfall ist viel seltener die Ursache von Rückenschmerzen als landläufig vermutet. In mehr als 90 Prozent der Fälle sind die akuten Rückenschmerzen die Folge von Gelenkblockierungen und muskulären Verspannungen durch Über- oder Fehlbelastung. Treten jedoch zusätzlich Taubheitsgefühle oder sogar Lähmungserscheinungen in Beinen oder Armen auf, besteht der Verdacht eines Bandscheibenvorfalles. In einem solchen Fall sollten immer weiterführende Untersuchungen durch einen Spezialisten vorgenommen werden.

Irrtum 3: Ein Hexenschuss ist dasselbe wie ein Bandscheibenvorfall

Auch wenn Hexenschuss und Bandscheibenvorfall häufig in den gleichen Topf geworfen werden, handelt es sich um zwei verschiedene Erkrankungen. Ein Hexenschuss - medizinisch auch „Lumbago“ genannt - ist ein akut einsetzender Schmerz in der Lendenwirbelsäule, der in Gesäß und Oberschenkel ausstrahlen kann. Verursacht wird die Lumbago meist durch Blockaden der kleinen Wirbelgelenke an der Lendenwirbelsäule oder des Sakro-Iliakal-Gelenkes (ISG). Es kommt zu sehr schmerzhaften Bewegungseinschränkungen, welche die Betroffenen meist in eine Schonhaltung zwingen. Im Gegensatz dazu kann der Bandscheibenvorfall zum großen Teil beschwerdefrei verlaufen. Drückt jedoch ein Teil des gallertigen Bandscheibenkerns aus dem bereits geschädigten Faserring auf eine Nervenwurzel im Wirbelkanal, kommt es zu massiven Schmerzen häufig verbunden mit Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen.

Irrtum 4: Osteoporose ist eine reine Frauenkrankheit

Nein keinesfalls! Der Anteil der Osteoporose-Patienten liegt bei den Frauen zwar immer noch deutlich höher, jedoch erkranken zunehmend auch Männer. So sind knapp ein Drittel der sechs Millionen Osteoporose-Patienten in Deutschland männlichen Geschlechts. Auch bei ihnen gelten hormonelle Veränderungen – Abbau des männlichen Hormons Testosteron – aber auch Bewegungsmangel und eine wenig Vitamin- und mineralstoffhaltige Ernährung als Hauptursache für den Knochenschwund. Allerdings wird die Erkrankung bei Männern häufig erst sehr spät diagnostiziert - meist erst dann, wenn es durch Überlastung oder einen Unfall zu einem Knochenbruch gekommen ist. Deshalb sollten auch Männer über 50 Jahren regelmäßig ihr Osteoporoserisiko prüfen lassen, um wirksame Vorsorgemaßnahmen treffen zu können.

Irrtum 5: Ich möchte wegen meiner Rückenschmerzen keine Schmerzmittel einnehmen, da sie abhängig machen.

Wenn länger anhaltende Beschwerden unbehandelt bleiben, besteht immer die Gefahr, dass sich aus einem akuten, normalerweise vorübergehenden Rückenschmerz chronische Beschwerden entwickeln. Davon spricht man, wenn Schmerzen länger als drei Monate andauern. Um der Chronifizierung entgegenzuwirken, ist die kurzfristige Einnahme von schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten unbedingt ratsam. Sind die Schmerzen bereits chronisch geworden, kann in der Regel nur eine multimodale Therapie unter Einbeziehung psychischer und sozialer Belastungen helfen.

Irrtum 6: Spritzen an die Nervenwurzeln führen, wenn überhaupt, nur für kurze Zeit zur Schmerzlinderung.

Die Injektion schmerz- und entzündungshemmender Mittel direkt an den Ort der Schmerzentstehung ist nachgewiesenermaßen sehr wirkungsvoll. Insbesondere bei einem Bandscheibenvorfall hat sich die so genannte periradikuläre Injektionstherapie bewährt. Hierbei wird unter CT- Kontrolle eine sehr dünne Nadel in unmittelbare Nachbarschaft der betroffenen Nervenwurzel platziert und anschließend eine Mischung aus einem lokalen Betäubungsmittel und einem lang wirkenden Kortison injiziert. Dadurch kommt es zur Rückbildung der Wurzelschwellung und so zu einer deutlichen Schmerzlinderung. Im Wirbelsäulenzentrum der KLINIK am RING führen wir in der Regel drei bis vier Behandlungen jeweils im Abstand von einer Woche durch, um eine Schmerzreduktion oder Schmerzfreiheit zu erreichen. Der Therapieeffekt hält in ca. 80% der Fälle auch langfristig an.

Irrtum 7: Wenn ich zu einem Wirbelsäulenspezialist gehe, wird mein Bandscheibenvorfall sofort operiert.

Dies ist leider ein Irrglaube, der sich bei vielen Betroffenen hartnäckig hält. Unter der Prämisse „So viel wie nötig, so wenig wie möglich" beginn die Behandlung immer - solange es medizinisch sinnvoll ist - konservativ, mit der nebenwirkungsärmsten und schonendsten Therapie. Denn unsere Erfahrung zeigt: In mehr als 90 Prozent der Fälle ist eine konservative Therapie mit Medikamenten und physikalischer sowie physiotherapeutischer Behandlung bei einem Bandscheibenvorfall ausreichend. Erst wenn die Beschwerden trotz umfassender konservativer Behandlung mehr als sechs Wochen andauern oder aber der Vorfall Nerven dauerhaft zu schädigen droht, ist ein operativer Eingriff notwendig. Umgehend operiert werden sollte jedoch immer, wenn das Rückenmark hochgradig eingeengt ist und akute Lähmungen bestehen.

Irrtum 8: Wenn meine Wirbelsäule in einer OP stabilisiert wird, ist sie völlig steif.

Bei einer so genannten Fusions-OP werden in der Regel ein oder zwei Segmente im Bereich eines Wirbelsäulenabschnittes mit Hilfe eines Schrauben-Stab-Systems stabilisiert. Durch die Fixierung der Wirbelkörper in ihrer ursprünglichen Stellung wird die Stabilität im Halte- und Bewegungsapparat wieder hergestellt. Die restlichen Abschnitte der Wirbelsäule sind jedoch weiterhin flexibel, so dass die Beweglichkeit meist nur sehr geringfügig eingeschränkt ist. Wichtig ist jedoch, dass die Betroffenen regelmäßig ein gezieltes Krafttraining zum Aufbau der Rumpf- und Rückenmuskulatur absolvieren, sonst besteht mitunter die Gefahr, dass in benachbarten Segmenten ebenfalls eine Instabilität auftritt, die man als Anschlussinstabilität bezeichnet.

Irrtum 9: Eine Operation an der Halswirbelsäule ist sehr gefährlich.

Das Risiko, bei einer Operation an der Halswirbelsäule sensible Strukturen zu beschädigen, ist äußerst gering. Die Techniken sind heutzutage so ausgefeilt, dass der Eingriff problemlos durchgeführt werden kann. Darüber hinaus erfolgt die OP in der Regel von vorne, über einen kleinen querverlaufenden Hautschnitt von ca. 3-4 Zentimetern Länge. Dieser Zugang ermöglicht, die schonende Entfernung von Bandscheibengewebe oder knöchernen Einengungen aus dem Wirbelkanal, ohne am Rückenmark manipulieren zu müssen. Ausserdem ist der Zugang sehr schonend, da - mit Ausnahme der Haut – kein Gewebe durchgeschnitten werden muss. Man kann die unterschiedlichen Gewebsschichten sehr schonend stumpf auseinanderdrängen, um von vorne auf die Halswirbelsäule zu gelangen. Aber auch hier – wie bei allen Operationen an der Wirbelsäule - ist die Expertise des Operateurs von entscheidender Bedeutung. Achten Sie bei der Wahl des Wirbeläulenchirurgs auf Fallzahlen und Erfahrungswerte.

Irrtum 10: Eine Operation an der Wirbelsäule sollte immer von einem Neurochirurgen nicht von einem Orthopäden durchgeführt werden. Das ist sicherer.

Eine Operation an der Wirbelsäule sollte immer von einem erfahrenen WIRBELSÄULENCHIRURGEN durchgeführt werden. An der Wirbelsäule operieren die Fachrichtungen Orthopädie und Neurochirurgie gleichermaßen. Während der Neurochirurg von je her mikrochirurgische Operationen an Nerven und Rückenmark durchgeführt hat, war die Korrektur von Deformitäten der Wirbelsäule und die Behandlung knöcherner Erkrankungen der Wirbelsäule (Tumoren, Verschleiß) klassischerweise den Orthopäden vorbehalten. Mittlerweile haben sich beide Fachrichtungen hervorragend ergänzt und sich auch in einer gemeinsamen Dachorganisation, der Deutschen Wirbelsäulen Gesellschaft (DWG) organisiert. Letztere achtet auf regelmäßige Fort- und Weiterbildung, Qualitätssicherung und organisiert den großen gemeinsamen Jahreskongress. Sie vergibt auch Zertifikate, um die chirurgische Qualität ihrer Mitglieder zu bezeugen. Dr. Timmo Koy beispielsweise besitzt das Master-Zertifikat der DWG.

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