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Hexenschuss - Lumbago - akute Lumbalgie

Was ist ein Hexenschuss?

Unter einem Hexenschuss versteht man einen oftmals akut einschießenden Schmerz im unteren Rücken. Im Mittelalter glaubte man, Hexen würden aus einem Hinterhalt unsichtbare Pfeile auf die Menschen abschießen. Heutzutage spricht der Arzt von Lumbago oder Lumbalgie.

Symptome eines Hexenschuss

Der plötzlich einschießende Kreuzschmerz kann von dort aus in das Gesäß, die Leiste und sogar bis in den Oberschenkel ausstrahlen. Je länger die Beschwerden andauern, umso flächiger verbreitet sich der Schmerz und eine genaue Lokalisation der Schmerzursache wird erschwert. Besonders schmerzhaft ist das Aufrichten aus gebückter Haltung. Das Vornüberbeugen ist durch die angespannte und verkürzte Rückenmuskulatur oftmals nur sehr eingeschränkt möglich. Jeder Mensch erlebt mindestens einmal im Leben einen solchen Hexenschuss. Statistisch sind vor allem jüngere Menschen im Alter von 20-50 Jahren betroffen. Das Risiko, einen Hexenschuss zu erleiden steigt bei

  1. Übergewicht
  2. Bewegungsmangel
  3. Über einen längeren Zeitraum eingenommener monotoner Körperhaltung
  4. Regelmäßiges schweres Heben

Die Prognose des Hexenschusses ist ausgezeichnet, zumeist verschwindet der Schmerz nach ein paar Tagen wieder.

Ursachen eines Hexenschuss

Die häufigste Ursache für einen Hexenschuss ist die sogenannte ISG-Blockade. ISG steht dabei für „Ileo-Sakral-Gelenk“. Dieses Gelenk verbindet das rückwärtige Becken („Ileum“) mit dem Kreuzbein („Sakrum“). Man spricht auch vom „hinteren Beckenring“. Das Gelenk ist von einer sehr straffen Gelenkkapsel umgeben, die zusätzlich durch kräftige Bänder verstärkt wird. Hintergrund ist, dass die gesamte axiale Körperlast über die beiden Ileo-Sakral-Gelenke auf die Hüften übertragen wird. Der sogenannte „vordere Beckenring“ aus Sitz- und Schambeinen und ihrer knorpeligen Verbindung, der sogenannten „Symphyse“ spielt dabei keine Rolle. Deshalb sind die Ileo-Sakral-Gelenke durch Kapsel und Bänder zusätzlich stabilisiert. Diese schränken zwar das Bewegungsausmaß der Gelenke deutlich ein, dennoch ist eine Bewegung in allen drei Raumachsen grundsätzlich möglich. Dies ist auch nötig, wenn man bedenkt, dass bei jedem Schritt eine Rotationsbewegung der Beckenschaufeln nach außen erfolgt, um die Lastübertragung auf die Hüftköpfe zu optimieren.

Bei einer Bewegung, welche typischerweise eine Rumpfrotation bei fest stehendem Becken beinhaltet (früher z.B. das Sensen von Heu, heute z.B. das Aussteigen aus dem Auto) kann zu einer Blockade des Ileo-Sakral-Gelenkes führen. „Blockade“ bedeutet hier eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung des betroffenen Gelenkes mit einseitigem Kreuzschmerz. Um das schmerzhafte Gelenk ruhig zu stellen werden unwillkürlich Muskeln angespannt, man spricht vom „Muskelhartspann“. Hier ist vor allem der sogenannte „birnenförmige Muskel“, der M. piriformis betroffen. Der M. piriformis zieht vom Kreuzbein bis zum großen Rollhügel an der Hüfte, dem sogenannten Trochanter major. Die Kontraktion des M. piriformis kann eine Muskellücke, durch welche der Ischiasnerv hindurch zieht einengen, so dass dessen mechanische Reizung ursächlich für die Schmerzausstrahlung in den Oberschenkel angesehen wird. Man spricht dabei auch vom sogenannten „Piriformis-Syndrom“.

Eine ebenfalls häufige Ursache für einen Hexenschuss ist die Blockade eines Facettengelenkes der Lendenwirbelsäule. Die Facettengelenke verbinden die Wirbelbögen zweier benachbarter Wirbel miteinander und sind paarig angelegt, das heißt es gibt ein linkes und ein rechtes Facettengelenk. Sie sind im hinteren Bereich der Wirbelsäule gelegen. Immerhin 20% der axialen Gesamtlast wird von den Facettengelenken aufgenommen. Diese Gesamtlast entspricht durch den Zug der Rücken- und Bauchmuskulatur einem Vielfachen des Körpergewichtes. Entsprechend dick ist der Gelenkknorpel der Facettengelenke, verglichen mit der Größe des Gelenkes, ist es der dickste Gelenkknorpel im menschlichen Körper überhaupt.

Die Facettengelenke haben eine Gelenkkapsel, welche die knöchernen Gelenkpartner nur locker umgibt. So ermöglicht die relativ schlaffe Kapsel den großen Bewegungsumfang der Wirbelsäule. Gleichzeitig wird einem bestimmten Segment der Wirbelsäule die mögliche Bewegung auch durch die Stellung der Facettengelenke vorgegeben. Diese Stellung der Facettengelenke variiert je nach Wirbelsäulenabschnitt. Während sie an der Lendenwirbelsäule ca. 45 ° zur Frontalachse geneigt sind und damit vor allem die Rotation einschränken, so lagern sie sich an der Brust- und Halswirbelsäule wie Dachziegel übereinander. Diese Dachziegel sind an der Halswirbelsäule eher horizontal und an der Brustwirbelsäule eher vertikal angeordnet. An der Halswirbelsäule ist daher die Beweglichkeit zwischen zwei Wirbeln sehr hoch. Die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule dagegen ist auch durch den anhängenden knöchernen Brustkorb reduziert. Die Stellung der Facettengelenke erlaubt hier vor allem die Rotation, eine Seitneigung ist dagegen kaum möglich.

Da die Facettengelenke anatomisch hinter den Bandscheiben liegen, werden sie besonders bei Rückneige des Rumpfes beansprucht (z.B. beim Aufschlag im Tennis oder bei Überkopfarbeiten).

Auch hier kann es zu Blockaden eines oder beider Gelenke kommen welche ähnlich wie beim „Facettensyndrom“ beschrieben zu Kreuzschmerzen führen, die bei Rückneige des Rumpfes zunehmen. Zudem kommt es zu einer sogenannten „pseudoradikulären“ Schmerzausstrahlung. Dies bedeutet, dass Schmerzen im Bein auftreten, die wie ein Nervenschmerz imponieren. In Wirklichkeit ist es jedoch ein übertragener Schmerz aus dem Facettengelenk, der über das Gesäß in den hinteren Oberschenkel, manchmal auch in die Leiste ausstrahlen kann. Im Grunde also wieder genau die Symptome, die einem Hexenschuss zugeschrieben werden.

Sehr viel seltener ist die Ursache eines Hexenschusses ein Bandscheibenvorfall. Hinweise auf das Vorliegen eines Bandscheibenvorfalles könnten neben den klassischen Symptomen des Hexenschusses auch Schmerzen sein, die das ganze Bein hinunter bis in den Fuß ausstrahlen, Taubheitsgefühle und/oder ein unangenehmes Kribbeln im Bein oder sogar eine Lähmung einzelner Muskeln. In einem solchen Fall ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen.

Behandlung eines Hexenschuss

Die initiale Behandlung des Hexenschusses beschränkt sich zumeist auf die Symptome. Folgende Behandlungsmöglichkeiten gibt es:

  1. Im ganz akuten Fall hilft die Stufenbettlagerung, d.h. eine Rückenlage mit um ca. 90° angewinkelten Hüft- und Kniegelenken (z.B. durch ein großes Kissen unter den Knien).
  2. In der Folge ist aber vor allem Bewegung hilfreich. In der Regel kann man, nachdem man einen deutlichen „Anlaufschmerz“ überwunden hat, eine angenehme Beschwerdelinderung durch Bewegung erfahren. Diese führt nämlich zu einer Anregung des lokalen Stoffwechsels und der Durchblutung, was zu einer Linderung des Entzündungsreizes im betroffenen Gelenk führt.
  3. Den meisten Menschen hilft lokale Wärmeanwendung (heißes Bad, Kirschkernkissen, Wärmegel, Wärmepflaster, etc.). Die Wärme entspannt die Muskulatur und wirkt dadurch schmerzlindernd.
  4. Einigen Menschen hilft eher Kälte, z.B. durch ein kühlendes Gel aus der Apotheke.
  5. Rezeptfreie Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen 400mg, etc.) können entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken.

Sollte durch diese Maßnahmen keine deutliche Linderung der Schmerzen erreicht werden, so ist die Vorstellung beim Orthopäden / Wirbelsäulenspezialisten der nächste sinnvolle Schritt. Dieser kann

  1. Stärkere Schmerzmittel in höherer Dosierung verschreiben.
  2. Krankengymnastik (in diesem Fall die sogenannte „Manuelle Therapie“) zur Mobilisierung der blockierten Gelenke in Kombination mit Fango und Massagen verschreiben.
  3. Das betroffene Gelenk durch bestimmte chiropraktische Handgriffe mobilisieren, wobei oftmals ein Lösungsgeräusch in Form eines „Knackens“ zu hören ist.
  4. Durch eine schmerzstillende und entzündungshemmende Spritze in das betroffene Gelenk (ISG-Block, Facetten-Block) für sehr schnelle Schmerzlinderung sorgen.
  5. Eine schwerwiegendere Ursache der Beschwerden (z.B. einen Bandscheibenvorfall) durch eine genaue Untersuchung und bei begründetem Verdacht durch eine Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) ausschließen.

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